Im Namen des Capitan (Kammerstück) (1992)

 
Leseprobe zu

"Im Namen des Capitan"


oder

"Die Himmelfahrt des Hille"


Einpersonenstück
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PERSONEN:
Hille
El Capitano.... Vater, Kapiän, Flibustier
Helena .... Mutter, Geliebte
Tölpel Hans.... Eingeborener, Mephistopheles
Chorus Mysticus


meinem geschätzten Untermieter Stefan Hille gewidmet
Vor dem Verzehr dieses Stückes ist es angeraten, folgende Literatur schon hinter sich gelassen zu haben:
MÜLLER , Heiner : Der Auftrag. Der Bau
Nietzsche , Friedrich: Also sprach Zarathustra
Janosch : Robinson Hase
Goethe , J. Wolfgang: Faust. Der Tragödie zweiter Teil
"Mutters liebe Strümpfe verlassen einen Hasen nimmer" Janosch
1.PROLOG
gewaltiger Chor hebt zum Gesange an

CHORUS MYSTICUS:
HIER UNTEN AUF DER ERDE
DA WEHT DER STURM
HIER SCHLACHTEN DIE KRIEGER
DIE MÜTTER UND KINDER
DAS IST DER MENSCHEN WILLKÜR:
DASZ FÜR WENIG GELD DAS BLUTE FLIESZEN MUSZ,
DAS EINES HUNDES SELBST
EINES HILLE 
DER VON NICHTS GEWUSZT
NIE WISSEN WOLLTE:

2. PROLOG
es ist nur die Stimme des Vaters zu hören, Auftritt Hille

VATER:  
Lasz Dich fahren. Sohn!

HILLE:
ICH? Vater! Was verlangst du?

VATER: 
Geh, geh in die Welt hinaus.

HILLE:
Nun denn,Vater, lasz mich fahren, wie nie jemals jemand fuhr von der Vater Seite!


ERSTER AKT

großes Brimbamborium, Blitz, Gewitter, eine Frauengestalt stürtzt vom Himmel


HILLE:
Mutter, du, was ist dein heißes Begehren. 
Willst du den Sohn noch halten, der den Herd, den heimischen heimlich verlassen will?

HELENA:
Welch bittern Schmerz willst du mir fügen zu
Mein Blut, mein Fleisch
Ruf und Schicksal bestimmten dich zum Helden, nun wirst du sterben, wie nie jemand starb

HILLE:
Bei Kastor und Pollux, der gepeinigt von seinen wülstigen Träumen, zu früh immer sich ergoß, des nachts, in feuchten Träumen, dessen Bruderschmerz ihm die Angst vor der Entmannung nahm, bei Siggi, dem freudigen Erblasser aller kastrierten und unter nächtlichen Pollutionen stotternden Serienmördern, düster steht mir die Gegenwart entgegen, ich muß ziehen, Mutter, ziehen muß ich die Leine bis ans Ende der Welt

HELENA:
Komm ich als Mutter, komm ich als Königin?
In Krieg und Frieden
dein Vater hat tausend Schätze angehäuft
doch nur du
Sproß meines Schoßes
bist das wahre Gold meiner Seele
Bleib
denn du wirst zum Sterben ausziehen...

HILLE:
Ich bin im Zwange
das Leben ruft mir zu
ich will des Vaters Zoten leben
ich will sehen
in die Ferne
will dorthin
wo keine Mutter mich an ihre Brüste bindet

Jetzt beginnt die eigentliche Geschichte:

Der Vater schimpft: 
Die FERNE? WOHL gar hinweg?

HILLE:
 Nur einer kann fahren. Gezählt werden die, die wieder kommen.

VATER:
Geh auf die Weide, der Hafer sticht, die Kuh ist melkig wohlfeil jetzt...

HILLE:
Es ist die Guillotine, die wartet auf die Kuh, konterrevoluzz.. Dann ist auch dir geholfen!
Da sackte ein der Hille seine 7sachen und die BIBEL des Vaters, ein altes Realienlehrbuch 
der sächsischen Lehranstalt für Volksverbildung...

HELENA:
Was für wen und wieso
willst du dein Leben opfern
Du bist nicht delegiert
Der Kran, die Bohle, die Welt
Ach, Lakedämon, du Land voller Säulen
laß deine Erde ihn zum Kaderleiter schmieden

HILLE:
Jetzt endlich verlasz ich des Vaters Schieberhöhle...
ich geh in Richtung Cuxhaven
weiß nicht warum
ein Schiff liegt dort
vielleicht
für mich -  fährt mich in die Welt, die Weite
nehm meine 7sachen für meine alten Tage
und für mein Glück
OH VATER!!!
OH MUTTER???
(Hier zeichnet sich der Ödipuskomplex in seiner ganzen Schärfe ab...)

Nicht jede Messingklinke, die ich putzen werde, wird Gold sein . ..
Ich ziehe doch Opa's Unterhosen nicht mit der Kneifzange an!!!
Nur warme Strümpfe...
Bin kein Sklave meiner selbst, der Geliebte der Vorstadtstraßen..
bin kein GIGOLO!!!
mir helf ich selbst
SASPORTAS, was wähnst du dem Wahnsinn als Opfer unverständlich, mehr noch als UN des SINNS!!!
Die rote BARBARA wirbt Wählerstimmen, doch ich gehe in CUXHAVEN der HOFFNUNG auf den Leim - 543 BRT - ich befreie die Wächtersklaven, 
HILLE ICH, der ich bin...  	
Ich bleibe bei allem - der Klassenkampf ist ohn' Regisseur ein verlornes Unterfangen...
Hey, Kapitän,   CAPITANO...


ZWEITER AKT

Schiff, namens Hoffnung, Auftritt Capitano, in der Gestalt des Vaters

CAPITANO:
Na Hille, auf der Flucht wohl, dein Aug' so wild einher es blickt,
bist wohl verrückt

des Vaters Segen nicht mehr über deinen Kopf einher so wabert
weil der Hill so manchen Blödsinn labert

HILLE:
 Nein nicht, der Dichter ist's , der mir dies Wort unter den Kiemen legte...
Kapitän spuckt ins offene Feld

CAPITANO:
Wer eigentlich  bist du?

HILLE:
Ich bin die Revolution... Mein Vater, der König...-

CAPITANO:
Was'n König, wo König, WER!!?

HILLE:
Sie hat gesiegt, die Revolution, ich ging am hellen Morgen, ich ging los.
verließ des Vaters Schieberhöhle,
des Mutters Hurenhaus
Weiße Revolution
Meine Töchter sind meine Schwestern, Wo Ist GOTT, Herr Kapitän???

CAPITANO:
Nur mit der Peitsche, so scheint es, ist dir Unsinn einzubläuen. Wer rief dich, Unseliger?

HILLE:
Eine alte Tabakspfeife war mir Ansporn genug. Ich nehm meine Hände vom Gesicht und sehe dich, Herr Kapitän, sie sind Cuxhaven, wo ist das???  
Warum ich hier und sie ein Kapitän, NEIN!!! Capitano?? Marseille ist niemals gefallen - es wurde weggeschwemmt. 
Unser Kampf, gegen den Vater, ein SYMBOL, ist er vergebens???? Herr Kapitän, sie wußten doch sonst sooooooo viel, was ist jetzt, wo ist ihr Gewissen um die Weisheit?

CAPITANO:
Dein Platz ist das Meer, Hille, das Meer, weil wir uns unsere Plätze im Leben nicht aussuchen können, 
unser Platz ist vor der Zeit, die Zeit aber hat dich eh' gefressen, bevor du weißt, was klug daher schwätzen bedeutet!...
Die Marseillaise, provozier sie nur, das macht Eindruck bei den Intelligentussen und Tussis, freiwillig reißen sie für dich ihre Maske herunter...
 Jajaja....

HILLE:
Nun laß uns dennoch fahren gen weit weg. Genügt das? 
Ich will nicht sterben, bevor ich nicht das tat, was andere taten: Taten tun! Siegen. Held sein. Was ICH??? Oh Gott, dies ist ein Monolog nicht nach meinem Sinn. 
Mein Freund, er findet sich. Er heißt Brater Schinkelschwein und arbeitet hier auf diesem Schiff als Hähnchenbrater, welch Zufall, KLAPITÄNO, Platz gemacht! Ein Lied...

DA SEHT DAS HUHN, EIN FLEISCH! DIE VERDERBNIS DES ALLTAGES; DIE ILLUSION DER GESUNDEN ERNÄHRUNG, 
WO SICH TOD UND HUHN AUG' IN AUG' SEHEN, ZAHN UM ZAHN, DAS EIGELB ABGEHALFTERT VON DER GUMMIHAND DER ENTSORGERIN - 
OH DIE HEROE - MIT EISIGER HAND FINSTER IN DES HUHNES LEIBESHÖHLE GREIFT UM DER TOTEN MASSE,
 EIGELB FÜRDERHAND GENANNT, HABHAFT ZU WERDEN, DES HUHNES TOD IST DER KEIM DER REVOLUTION!!!
Und Brater Schinkelschwein greift hinein, als wär's sein Lebenselexier, dies Innere eines Huhns auf einem Schiff gen Schweden!!!

Brater Schinkenschwein hätte jetzt einen Monolog, den man zweifellos hier gesund einflechten könnte, etwa in Bezug 
auf die gesunde Ernährung mit totem Hühnerfleisch oder etc. aber was soll's gerade jetzt...?

Von oben wieder die Mutter, 
diesmal als Göttin oder Engel, je nach dem

HELENA:
Genug!
du hast nun eingeschifft!
Zu fremden Ufern voraus gesandt!
Da deine Mutter dich nicht halten konnte
erbitt ich von den Göttern guten Wind
Hier im hohlen Schiffe denk gut darüber nach

HILLE:
Oh Erscheinung- einung, doppelte Verneinung
wer hat den Bummeranz am Schwanz gepackt?

HELENA:
Laß die Erbsünde außen vor
Hinangefahren der Schiffe Schnäbel in den Höllenschlund
was ist Frau, was ist Mann?
So leben sollst du
wenn du die Antwort weißt
und wer bist du dazu?

HILLE:
 Ich las ein Buch,  Schwarze oder was weiß ich hoben der Mutter oder was weiß ich die 
Röcke oder was weiß ich über den Kopf oder was weiß ich.
Ich nicht schlau werden daraus. Warum.
 
Laß mich zurück in die Geborgenheit Sigmund Freuds, wo ist sein Dreieck, sein viehisch behaarter Schoß?
Will nicht mehr logisch über die Ziegen oder Seepferdchen auf Barbados und ihre Revolutionen nachsinnen,
will nicht auf Knien durch fremde Kirchen rutschen,
will nicht die armen Männer hinter dem gelbem Fluß bedauern müssen,
will nur da sein.

CAPITANO:
Bei Thyestes, Sohn des Pelops, bei Niobe, Tochter des Tantalos und Iphigenie, 
Tochter Agamemnons und der Klytaimnestra

HELENA:
Und bei Menelas und Phorkyas

CAPITANO:
Geschlungene Schlange
mir wird nicht bange und auch nicht bänger
faselst du noch länger
wer ist hier denn der Kapitän
das kann doch jeder sähn...

HILLE:
Was bist du schon? Kapitän?
Mein Blut für deine Sklaverei, du bist eine Hure, ich bin HILLE, ich werde dir eine Geschichte ins Ohr schreien ...
 Mein Blut ist rot, laß uns tanzen,  mein Schwarzer, mein Neger, mein Kohlengesicht, du bist so bleich, wie ein Niemandsfurz, 
ach scheiß drauf, SchweineNI****!!! Dies zur feministischen Sondererbauung, zum Orgasmus, 
zur OrgasNUß gratis, aber laß uns bloß in der Geschichte weiter gehen... Herr KAPITÄN... EINE Frage... nur eine Frage... eine klitzeglatzefeinereine Kragenfrage.... Wie sieht's denn aus... mit so einem Matrosen....Na was.
 Du Konteradmiral... revolutionär.. du mieser... hab wohl Beine wie Säulen und Arme wie in Theben beim Beben gerne Arme gebraucht wurden..
.Herr Kapitän...   ...CAPITANO!!!

CAPITANO:
 Nun denn... das wohl.... Gehen Sie an Bord.. Herr Sir Hille...

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